TUMJA Alumna Dr. Karin Höglmeier
im Gespräch mit Lucia Arens und Marius Prock
Karin Höglmeier ist Alumna des Vorgängerprogramms der TUM: Junge Akademie, dem Projekt Erfahrene Wege in die Forschung. Sie hat Forstwirtschaftswissenschaften studiert und nach ihrem Referendariat zum Thema Umweltbewertung der Kaskaden-Nutzung von Altholz promoviert. Seit einem Jahr ist sie Referatsleiterin im Bayerischen Landwirtschaftsministerium.
Lucia Arens studiert im Bachelor Mathematik an der TUM und ist Stipendiatin der TUMJA #class24. Mit ihrem Team PRISMatrix betreibt sie Ursachenforschung zum Rückgang der mathematischen Leistungen in der PISA-Studie 2022 und engagiert sich in der Taskforce Marketing.
Marius Prock studiert im Bachelor Mathematik an der TUM und ist ebenfalls Stipendiat der TUMJA #class24 im Team PRISMatrix. Er engagiert sich darüber hinaus in der Taskforce Recruiting.
Lucia: Erst mal vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast. Wir wollen zu Beginn erst mal damit starten, dass du dich kurz vorstellst. Wer bist du? Was war dein bisheriger Berufsweg?
Karin Höglmeier: Ja, gerne. Zuerst einmal vielen Dank, dass ihr heute da seid. Ich finde diese Interviewrunde sehr spannend und freue mich, dabei zu sein.
Mein Name ist Karin Höglmeier und ich bin seit circa einem Jahr Referatsleiterin im Bayerischen Landwirtschaftsministerium. Ursprünglich habe ich in Weihenstephan und Finnland Forstwissenschaften studiert. Nach meinem Studium habe ich das Referendariat absolviert und dann in der bayerischen Forstverwaltung verschiedene Aufgaben übernommen: Ich habe an der TUM promoviert, war Redenschreiberin für Minister Helmut Brunner und forstliche Referentin für Minister Brunner und für die jetzige Ministerin, Frau Kaniber. Nach zwei Jahren als Forstamtsleiterin in Passau bin ich dann schließlich auf meine jetzige Stelle gekommen..
Marius: Wieso hast du dich dafür entschieden, Forstwissenschaften zu studieren?
Karin Höglmeier: Nach dem Abitur habe ich zuerst Kulturwissenschaften in Passau studiert, dann aber schnell zu den Forstwissenschaften gewechselt. Mir gefällt das breite Spektrum des Studiums. Es wird viel zu ökologischen Fragestellungen, aber auch zu ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekten vermittelt. Und der Wald als eines der wichtigsten Ökosysteme der Erde ist ein wahnsinnig spannendes Forschungs- und Studienobjekt.
Marius: Du hast auch promoviert. Warum hast du dich für diesen Schritt entschieden?
Karin Höglmeier: Wenn man es genau nimmt, habe ich mich zuerst einmal sogar dagegen entschieden und nach meinem Diplom zuerst einmal das Referendariat absolviert. Als sich dann in einem von der Forstverwaltung finanzierten Forschungsprojekt die Chance für eine Promotion angeboten hat, habe ich aber sofort zugegriffen. Mein Thema war die Umweltbewertung der Kaskaden-Nutzung von Altholz. Dafür bin ich dann nochmal für drei Jahre an die TUM zurückgegangen.
Lucia: Sehr spannend. Und jetzt bist du beim Bayerischen Staatsministerium die Leiterin des Referats Controlling und Körperschaftwald. Was genau kann man sich denn darunter vorstellen?
Karin Höglmeier: Unser Ministerium ist als Teil der Staatsverwaltung sehr klassisch strukturiert. Wir haben die Hausspitze, unsere Ministerin, dann gibt es verschiedene Abteilungen und in jeder Abteilung gibt es diverse Referate. Mein Referat ist in der Abteilung Wald und Forstwirtschaft. Jedes der Referate kümmert sich um verschiedene Themen. Mein Referat ist beispielsweise für den Kommunalwald zuständig. Außerdem für die Koordination der IT der Forstverwaltung, das Controlling und den forstlichen Haushalt, also die Finanzen.
Marius: Wie kam es dazu, dass du zum Staatsministerium gewechselt bist?
Karin Höglmeier: Ich habe in der Forstverwaltung ja schon in verschiedensten Aufgabenbereichen gearbeitet und dabei festgestellt, dass ein Ministerium als Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung sehr spannende Tätigkeiten bietet. Hier im Forstministerium sind die unterschiedlichsten Themen angesiedelt, welche man strategisch leiten, steuern und gestalten kann. Das hat mich an der Tätigkeit sehr überzeugt und deswegen bin ich auch immer wieder in den verschiedensten Positionen zurückgekommen.
Lucia: Wie sieht dann so ein typischer Arbeitstag bei dir aus, was sind deine Aufgaben?
Karin Höglmeier: Einen typischen Arbeitstag gibt es, Gott sei Dank, nicht. Man kann aber sagen, dass ich generell viele Gespräche führe. Zum einen mit den Führungskräften unserer nachgeordneten Behörden um sich zu fachlichen Themen aber auch zu strategischen Entscheidungen auszutauschen. Zum anderen aber auch mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die jeweils abgegrenzte Bereiche bearbeiten. Im Gegensatz zu einem klassischen Projektteam hat bei uns jeder einen eigenen Themenbereich, in dem er tätig ist. Ich sehe meine Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass das Team gut harmoniert, jeder seine Leistung bringen kann und mit viel Freude und Motivation in die Arbeit geht. Auch Besprechungen nehmen einen größeren Teil meiner Arbeitszeit in Anspruch – seit Corona leider mit gefühlt steigender Tendenz.
Marius: Was gehört bei deiner Arbeit zu den größten Herausforderungen?
Karin Höglmeier: Im täglichen Arbeiten ist es sicherlich eine Herausforderung, die thematische Vielfalt in meinem Referat zusammenzubringen um daraus Leistung und Teamgeist entstehen zu lassen.
Wenn man den Blick etwas weitet, ist es eine große Herausforderung, der Gesellschaft die Bedeutung des Waldes für uns alle zu vermitteln. Der Wald ist Ökosystem, Lebensraum, Filtersystem für frische Luft und gleichzeitig eine CO2-Senke. Ich habe den Eindruck, dass das Verständnis dafür teilweise verloren geht – oder manchmal überhaupt noch nicht da ist. Eines der Ziele der Forstverwaltung ist es, dass wir den Wald den Menschen näherbringen. Das sehen wir als Querschnittsaufgabe und dazu trage ich meinen Teil bei.
Lucia: Du hast schon erwähnt, dass du in der Schnittstelle von Politik und Verwaltung arbeitest. Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden und was gefällt dir besonders daran?
Karin Höglmeier: Als ich in der Forstverwaltung angefangen habe, war dieses breite Aufgabenspektrum kein ausschlaggebender Grund für mich, weil man als Berufseinsteiger vermutlich die Bandbreite des Berufes überhaupt nicht überblicken kann. Mittlerweile aber ist diese Vielfältigkeit ein Aspekt, den ich sehr motivierend finde und der meine Arbeit auch so spannend macht, weil dadurch zu dem Fachlichen, was durchaus eine große Rolle einnimmt, noch eine persönliche Ebene dazukommt. Die kann manchmal auch sehr herausfordernd sein. Aber ich kann viel gestalten und erreichen, was durchaus einen Einfluss auf das Leben von nicht gerade wenigen Leuten hat.
Marius: Welche Charaktereigenschaften oder erworbenen Kompetenzen haben dich am Weitesten gebracht?
Karin Höglmeier: Das finde ich eine sehr schwierige Frage, denn ich glaube, dass es die eine Charaktereigenschaft, die einen wirklich voranbringt, gar nicht gibt. Denn je nachdem, in welcher Lebensphase man sich gerade befindet und was man gerade macht, braucht man ein individuelles Set an Eigenschaften. Manchmal hilft einem das Eine etwas mehr, manchmal hilft etwas Anderes besser.
Wenn ich es jetzt auf den Forschungskontext und die Promotion beziehe, hat es mir tatsächlich am meisten geholfen, dass ich sehr fokussiert arbeiten kann. Dass ich die Fähigkeit habe, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und dann auch sehr gut einschätzen kann, was für das Erreichen des Zieles wichtig ist.
Lucia: Jetzt haben wir ja ausführlich über deinen Beruf geredet, wenn wir jetzt den Blick in die Zukunft richten, gibt es etwas, das du unbedingt noch erreichen möchtest, oder hast du irgendwelche besonderen Ziele?
Karin Höglmeier: Also konkrete Ziele habe ich ehrlich gesagt nicht, weil ich bisher den Eindruck hatte, sowohl in meiner Karriere als auch privat, dass es besser ist, wenn man einen offenen Blick dafür hat, welche Möglichkeiten sich einem bieten. Bestes Beispiel hierfür ist meine Promotion, die ich eigentlich schon abgehakt hatte, die sich dann aber auf Umwegen doch noch ergeben hat. Und so möchte ich das auch beibehalten - ich halte ich die Augen offen. Zuerst einmal möchte ich aber auf meiner jetzigen Stelle noch viel gestalten.
Marius: Kannst du dir vorstellen, wieder an die Universität zurückzukehren?
Karin Höglmeier: Also an die Universität definitiv nicht. Nicht, weil ich die Arbeit dort nicht wahnsinnig spannend und bereichernd fand. Aber ich glaube, dass in eine universitäre Karriere nur schwer wieder eingestiegen werden kann. Wenn man universitär etwas erreichen möchte, dann muss man nach meiner Erfahrung dabeibleiben und den klassischen Weg verfolgen. Was ich mir aber gut vorstellen kann, ist perspektivisch in der Ressortforschungseinrichtung unserer Verwaltung, der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft tätig zu sein. Dort steht angewandte Forschung und Wissenstransfer im Fokus. Hier können die Erkenntnisse aus meiner Promotion sehr wertvoll sein. Es ist also nicht so, dass ich mit der Forschung komplett abgeschlossen habe.
Lucia: Aber dann hört sich das ja nach einem guten Mittelweg an.
Karin Höglmeier: Definitiv.
Lucia: Kommen wir zu ein paar Fragen über dich persönlich. Als Referatsleiterin im Bayerischen Staatsministerium, da hast du ja auch schon über die Herausforderung im Beruf gesprochen. Das ist sicherlich auch mit sehr viel Verantwortung und Stress verbunden. Wie schaffst du dir einen Ausgleich und was machst du in deiner Freizeit?
Karin Höglmeier: Bei einem Forstwissenschaftler denken manche Leute zuerst einmal an eine Tätigkeit im Freien. Der Förster geht spazieren und schaut sich die Bäume im Wald an, hat einen Dackel und ein Gewehr – eben das Klischee. In der Realität ist aber der Großteil meiner Tätigkeit klassische Büroarbeit. Da ich ein sehr aktiver Mensch bin, ist es mir wichtig, dass ich das in meiner Freizeit ausgleichen kann und in die Natur rauskomme. Ich bin begeisterte Bergsteigerin. Ich gehe sowohl auf Klettersteige, aber auch auf die eine oder andere Hochtour, gerne auch in Ländern außerhalb der Alpen. Außerdem mache ich auch sonst viel Sport, zum Beispiel Mountainbike fahren. Und ich geh auf die Jagd und bin mit meinem Hund unterwegs.
Marius: Gab oder gibt es Vorbilder, die dir in deiner Karriere geholfen haben?
Karin Höglmeier: Eine einzelne Person, die ich als mein Vorbild bezeichnen würde, habe ich nicht. Mich habe aber die Frauen beeindruckt, die ab den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Erste Führungsaufgaben in unserer Forstverwaltung übernommen haben. Wie viele andere Verwaltungen war auch die Forstverwaltung zu dieser Zeit noch sehr konservativ und Frauen waren hauptsächlich im Büro und als Pflanzfrauen im Wald eingesetzt. Das, was die Kolleginnen da geleistet haben, um sich ihren Platz in der Führungsebene zu erkämpfen, finde ich vorbildhaft. Mittlerweile kenne ich auch einige von ihnen persönlich.
Lucia: Welche Leidenschaft treibt dich sonst an? Im Beruf oder persönlich?
Karin Höglmeier: Mir ist es sehr wichtig, dass ich immer wieder etwas Neues entdecken kann. Das können durchaus Kleinigkeiten sein. In meiner Freizeit zum Beispiel reise ich sehr gerne und genieße es, mir die Zeit zu nehmen und vorher nicht alles durchgeplant zu haben. Im Beruf versuche ich trotz aller Routine die Augen für die kleinen Highlights offen zu halten. Es motiviert mich dann immer sehr, wenn ich zum Beispiel einen wertvollen Austausch mit einem Kollegen oder einer Waldbesitzerin habe, bei dem ich neue Perspektiven kennenlerne.Lucia:
Du hast schon erwähnt, dass du in der Schnittstelle von Politik und Verwaltung arbeitest. Wieso hast du dich für diesen Beruf entschieden und was gefällt dir besonders daran?
Karin Höglmeier: Als ich in der Forstverwaltung angefangen habe, war dieses breite Aufgabenspektrum kein ausschlaggebender Grund für mich, weil man als Berufseinsteiger vermutlich die Bandbreite des Berufes überhaupt nicht überblicken kann. Mittlerweile aber ist diese Vielfältigkeit ein Aspekt, den ich sehr motivierend finde und der meine Arbeit auch so spannend macht, weil dadurch zu dem Fachlichen, was durchaus eine große Rolle einnimmt, noch eine persönliche Ebene dazukommt. Die kann manchmal auch sehr herausfordernd sein. Aber ich kann viel gestalten und erreichen, was durchaus einen Einfluss auf das Leben von nicht gerade wenigen Leuten hat.
Marius: Welche Charaktereigenschaften oder erworbenen Kompetenzen haben dich am Weitesten gebracht?
Karin Höglmeier: Das finde ich eine sehr schwierige Frage, denn ich glaube, dass es die eine Charaktereigenschaft, die einen wirklich voranbringt, gar nicht gibt. Denn je nachdem, in welcher Lebensphase man sich gerade befindet und was man gerade macht, braucht man ein individuelles Set an Eigenschaften. Manchmal hilft einem das Eine etwas mehr, manchmal hilft etwas Anderes besser.
Wenn ich es jetzt auf den Forschungskontext und die Promotion beziehe, hat es mir tatsächlich am meisten geholfen, dass ich sehr fokussiert arbeiten kann. Dass ich die Fähigkeit habe, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und dann auch sehr gut einschätzen kann, was für das Erreichen des Zieles wichtig ist.
Lucia: Jetzt haben wir ja ausführlich über deinen Beruf geredet, wenn wir jetzt den Blick in die Zukunft richten, gibt es etwas, das du unbedingt noch erreichen möchtest, oder hast du irgendwelche besonderen Ziele?
Karin Höglmeier: Also konkrete Ziele habe ich ehrlich gesagt nicht, weil ich bisher den Eindruck hatte, sowohl in meiner Karriere als auch privat, dass es besser ist, wenn man einen offenen Blick dafür hat, welche Möglichkeiten sich einem bieten. Bestes Beispiel hierfür ist meine Promotion, die ich eigentlich schon abgehakt hatte, die sich dann aber auf Umwegen doch noch ergeben hat. Und so möchte ich das auch beibehalten - ich halte ich die Augen offen. Zuerst einmal möchte ich aber auf meiner jetzigen Stelle noch viel gestalten.
Marius: Kannst du dir vorstellen, wieder an die Universität zurückzukehren?
Karin Höglmeier: Also an die Universität definitiv nicht. Nicht, weil ich die Arbeit dort nicht wahnsinnig spannend und bereichernd fand. Aber ich glaube, dass in eine universitäre Karriere nur schwer wieder eingestiegen werden kann. Wenn man universitär etwas erreichen möchte, dann muss man nach meiner Erfahrung dabeibleiben und den klassischen Weg verfolgen. Was ich mir aber gut vorstellen kann, ist perspektivisch in der Ressortforschungseinrichtung unserer Verwaltung, der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft tätig zu sein. Dort steht angewandte Forschung und Wissenstransfer im Fokus. Hier können die Erkenntnisse aus meiner Promotion sehr wertvoll sein. Es ist also nicht so, dass ich mit der Forschung komplett abgeschlossen habe.
Lucia: Aber dann hört sich das ja nach einem guten Mittelweg an.
Karin Höglmeier: Definitiv.
Lucia: Kommen wir zu ein paar Fragen über dich persönlich. Als Referatsleiterin im Bayerischen Staatsministerium, da hast du ja auch schon über die Herausforderung im Beruf gesprochen. Das ist sicherlich auch mit sehr viel Verantwortung und Stress verbunden. Wie schaffst du dir einen Ausgleich und was machst du in deiner Freizeit?
Karin Höglmeier: Bei einem Forstwissenschaftler denken manche Leute zuerst einmal an eine Tätigkeit im Freien. Der Förster geht spazieren und schaut sich die Bäume im Wald an, hat einen Dackel und ein Gewehr – eben das Klischee. In der Realität ist aber der Großteil meiner Tätigkeit klassische Büroarbeit. Da ich ein sehr aktiver Mensch bin, ist es mir wichtig, dass ich das in meiner Freizeit ausgleichen kann und in die Natur rauskomme. Ich bin begeisterte Bergsteigerin. Ich gehe sowohl auf Klettersteige, aber auch auf die eine oder andere Hochtour, gerne auch in Ländern außerhalb der Alpen. Außerdem mache ich auch sonst viel Sport, zum Beispiel Mountainbike fahren. Und ich geh auf die Jagd und bin mit meinem Hund unterwegs.
Marius: Gab oder gibt es Vorbilder, die dir in deiner Karriere geholfen haben?
Karin Höglmeier: Eine einzelne Person, die ich als mein Vorbild bezeichnen würde, habe ich nicht. Mich habe aber die Frauen beeindruckt, die ab den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts als Erste Führungsaufgaben in unserer Forstverwaltung übernommen haben. Wie viele andere Verwaltungen war auch die Forstverwaltung zu dieser Zeit noch sehr konservativ und Frauen waren hauptsächlich im Büro und als Pflanzfrauen im Wald eingesetzt. Das, was die Kolleginnen da geleistet haben, um sich ihren Platz in der Führungsebene zu erkämpfen, finde ich vorbildhaft. Mittlerweile kenne ich auch einige von ihnen persönlich.
Lucia: Welche Leidenschaft treibt dich sonst an? Im Beruf oder persönlich?
Karin Höglmeier: Mir ist es sehr wichtig, dass ich immer wieder etwas Neues entdecken kann. Das können durchaus Kleinigkeiten sein. In meiner Freizeit zum Beispiel reise ich sehr gerne und genieße es, mir die Zeit zu nehmen und vorher nicht alles durchgeplant zu haben. Im Beruf versuche ich trotz aller Routine die Augen für die kleinen Highlights offen zu halten. Es motiviert mich dann immer sehr, wenn ich zum Beispiel einen wertvollen Austausch mit einem Kollegen oder einer Waldbesitzerin habe, bei dem ich neue Perspektiven kennenlerne.
Marius: Dann wechseln wir zum Thema Junge Akademie, die damals noch „Erfahrene Wege in die Forschung“ hieß. Wie hat das Programm damals ausgesehen?
Karin Höglmeier: Ein wichtiger Baustein des Programms „Erfahrene Wege in die Forschung“ waren die Unternehmensbesuche, unter anderem bei Airbus, BMW und Wacker Chemie. Meist gab es dabei Vorträge von Führungspersönlichkeiten und die Möglichkeit zur Diskussion. So konnten wir Stipendiaten Menschen kennenlernen, die beruflich schon sehr weit gekommen sind und die ihre Erfahrungen mit uns geteilt haben. Außerdem gab es fakultätsinternen Runden, die von erfahrenen Emeriti begleitet wurden. Das Programm war anders zwar aufgebaut als die Junge Akademie. Ich empfinde die Erfahrungen rückblickend jedoch als sehr wertvoll und möchte die Zeit auf keinen Fall missen.
Lucia: Ja, das hört sich ja super an! Gibt es aus dieser Zeit noch besondere Momente, an die du auch heute noch zurückdenkst oder die dich besonders geprägt haben?
Karin Höglmeier: Die Firmenbesuche waren tatsächlich ein Highlight. Dabei kann ich jetzt nichts Konkretes direkt mit meiner Entwicklung verknüpfen, aber ich bin überzeugt, dass gerade Erfahrungen außerhalb des klassischen Studienbetriebs immer zur Persönlichkeitsentwicklung beitragen. Auch wenn einem das in dem Moment vielleicht gar nicht bewusst ist. EWF hat mich somit durchaus in meiner Entwicklung geprägt.
Lucia: Du warst ja nicht nur als Stipendiatin beim Vorgängerprogramm der TUMJA, sondern im Jahr 2011 sogar Tutorin des Projekts „Biokompatible Verpackungen“. Kannst du uns kurz erzählen, worum es bei dem Projekt ging?
Karin Höglmeier: Die Projektgruppe hatte sich das Ziel gesetzt, biobasierte und biologisch abbaubare Verpackungen bekannter zu machen und diese im Campus-Setting anzuwenden. Wegwerfverpackungen sollten in einem Pilotprojekt durch biokompatible Verpackungen ersetzt werden, um die Alltagstauglichkeit zu testen. Als Partner hat die Projektgruppe das Studentenwerk mit den Studicafes gewonnen.
Marius: Hat das in der Umsetzung funktioniert?
Karin Höglmeier: Teilweise. Die Projektgruppe konnte das Studentenwerk überzeugen, die Verpackungen einzusetzen. Letztendlich hat sich aber gezeigt, dass die Verpackungen sowohl bezüglich der Qualität als auch des Preises noch nicht vollumfänglich konkurrenzfähig waren. Seitdem hat sich im Bereich der biokompatiblen Verpackungen viel getan; aber 2011 waren wir da einfach noch nicht so weit wie jetzt. Ich sehe das Projekt als wichtigen Denkanstoß für die Studierenden, die in den Cafes eingekauft haben und gesehen haben „Ja, es geht auch anders!“.
Lucia: Das ist sicher ein Thema, bei dem es sich lohnt, es weiter zu verfolgen.
Karin Höglmeier: Absolut.
Lucia: Wie hast du diese neue Rolle als Tutorin wahrgenommen? Konntest du eine Verbindung zu deinem forstwissenschaftlichen Hintergrund herstellen und dieses Wissen mit einbringen?
Karin Höglmeier: Eine Verbindung zur Forstwissenschaft war definitiv da, weil biokompatible Verpackungen auch aus holzbasierten Rohstoffen hergestellt werden. Deshalb war mir das Thema nicht neu und ich hatte eine hilfreiche Wissensgrundlage. Sehr viel spannender fand ich aber, dass ich als Tutorin erstmalig etwas aus einer gewissen Führungsposition heraus mitgestalten konnte. Natürlich ist ein Tutor keine Führungskraft im engeren Sinne. Dennoch empfand ich den Rollentausch vom Lernenden zum gewissermaßen „Lehrenden“ gerade zu dieser Zeit, in der ich in meinen Beruf eingestiegen bin, sehr wertvoll.
Marius: Inwiefern haben dir die Erfahrungen bei „Erfahrene Wege in die Forschung“ in deinem persönlichen Berufsleben und Werdegang weitergeholfen? Welche der Erfahrungen war besonders hilfreich?
Karin Höglmeier: Hilfreich fand ich zum einen den Aufbaueines überdisziplinäres Netzwerks, das auch danach noch getragen hat. Zum anderen haben mich die Inputs aus den Diskussionsrunden bereichert. Das hat mir dabei geholfen, meine beruflichen Planungen einzunorden und meine Ziele zu schärfen.
Lucia: Die Junge Akademie zusammen mit dem Vorgängerprogramm hat dieses Jahr ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Gibt es irgendetwas, das du dem Stipendienprogramm für die Zukunft wünscht?
Karin Höglmeier: Ich wünsche der Jungen Akademie, dass sie weiterhin so hochengagierte Stipendiaten mit einem sehr vielfältigen Hintergrund findet. Ich fand es immer sehr bereichernd, dass sowohl fachlich, aber auch menschlich eine große Bandbreite dabei war.
Marius: Was würdest du den Stipendiaten raten?
Karin Höglmeier: Das Wichtigste ist, dass man motiviert an die Sache herangeht. Aber das ist ja eigentlich die Grundvoraussetzung, um in das Programm aufgenommen zu werden. Man sollte die gebotenen Chancen nutzen aber auch die Zeit genießen. Vor allem sollten sich die Stipendiaten mit ihren individuellen Fähigkeiten einbringen damit die Akademie-Zeit für alle ein Gewinn wird.
Lucia: Das sind sehr schöne Worte für den Abschluss. Vielen Dank, dass du dir heute die Zeit genommen hast und danke für das Interview.